Guten Morgen, liebe Welt,
Montagmorgen. Beinahe sechs Wochen nüchtern und dafür bin ich sehr dankbar.
Während meiner Therapie vor einigen Monaten bekam ich zum Ende der Zeit eine Hausaufgabe mit. Ich sollte mir ein Haus vorstellen, mein Lebenshaus. Bunt, verrückt, skurril, was und wie auch immer; mit einem Garten davor und einer Abgrenzung drumrum. Der Zaun sollte eine verschliessbare Tür haben. In meinen Garten durfte ich (virtuell) mir liebe und genehme Mitmenschen bitten. Ihnen die imaginäre Pforte öffnen und sie hereinbitten. Das Innere meines Hauses war nur für engste Vertraute, den Partner, die Freundin, die Familie vorgesehen, da privat und sogar Intimsphäre.
Der Sinn hinter der Geschichte ist der: Abgrenzung. Menschen, die uns nicht gut tun oder die wir nicht privat um uns haben möchten, vor dem Zaun, der Mauer stehen zu lassen und nur mit diesem Abstand dazwischen mit ihnen zu kommunizieren. Selbst zu entscheiden, wen ich wie lange hereinbitte in meinen Garten und gut zu überlegen, wer sogar mein Haus betreten darf.
Ich habe dieses Haus gezeichnet und mit den buntesten Farben ausgemalt. Das war die Hausaufgabe. Dabei ist mir ein fataler Fehler (Freud?) unterlaufen: Ich habe die Pforte in der Mauer vergessen und somit gab es für niemanden die Möglichkeit, in meinen Garten zu gelangen. Auch nicht auf Einladung… Das hat mich sehr beschäftigt.
Später schnitt ich kurzerhand mit einer Schere eine Tür in die Mauer und war stolz, mein Versäumnis so gut gelöst zu haben.
Seit ich nicht mehr trinke und klarer sehe, ist mir mit Erschrecken noch etwas an dem Bild aufgefallen: Auch die Eingangstür zu meinem Haus, in mein Inneres, lässt sich nicht öffnen. Genau so ist es: Ich mag niemanden zu nah an mich heran lassen, um nicht verletzt zu werden. Anderen zu vertrauen, wenn es um mich geht, fällt mir unglaublich schwer.
Ich schaue dieses Bild oft an und dann frage ich mich, wann ich die Schere in die Hand nehmen und die Tür öffnen werde.
Habt einen guten Tag.
In Liebe
Eliza