Hallo liebe Welt,
Karmen hat meinen Blog für „The Outstanding Blogger Award“ nominiert.
Ui! Ja, genau! Ui!
Zuerst war ich spontan begeistert, jetzt – nach so 14 Tagen – bin ich etwas überfordert. Denn Nominierungen kriegt frau auch nicht einfach mal so geschenkt. Die muss man sich verdienen.
Erste Hürde: englisch. Ich bin ein Fremdsprachenmuffel. Ich kann Fragmente der englischen Sprache lesen, schreiben, aber nicht flüssig UND grammatikalisch korrekt formulieren oder gar charmant fremdsprachig plaudern. Das ärgert mich, weil ich fabulieren doch so mag, und ich mich hilflos (und natürlich arg unperfekt) fühle, wenn ich vor so Texten in englischer (oder überhaupt) Sprache hocke und rätselnd drauf starre wie ein Teenager von heute auf ein Wählscheibentelefon „aus meiner Zeit“. Also versuche ich nun, die Regeln des Awards irgendwie passend zu übersetzen, um nix falsch zu machen. Ich will’s ja nicht verderben.
Hürde zwei: Die Sache mit dem Ruhm. Will ich das?
Als ich diesen Blog begann, habe ich mir irgendwie immer noch vorgestellt, Hunderte von Abonnenten würden mir binnen kürzester Zeit folgen und begeistert sein… Was ein Quark. Erstens verstecke ich mich im Internet recht erfolgreich oder tu auf jeden Fall zu wenig, um in den Suchmaschinen weit oben platziert zu sein und besser gefunden zu werden. Man stolpert eher zufällig über den Blog. Zweitens: Wie wichtig nehme ich mich mit dem Anspruch? Denn ehrlich: Zu wissen, hier liest kaum mal eine/r mit, lässt mich unbedarfter plaudern. Nach über einem Jahr „dabei“ freue ich mich jetzt einfach über jeden neuen Abonnenten und möchte ihm oder ihr quasi persönlich Hallo! sagen. Die Zahl der Follower ist noch einstellig.
Als Kind, als Jugendliche und ich glaube, selbst noch als Erwachsene eine lange Zeit, wollte ich mit irgendwas – egal womit – berühmt sein. Schauspielerin, Schriftstellerin, Erfinderin… waren so Visionen. Ja, ja. Alle Klischees. Ich stellte mir vor, meine Gemälde würde im MoMA ausgestellt sein. Ein bisschen kleiner ging auch: Motorradbraut oder wenigstens Model. Also nichts Unauffälliges. Im Grunde ging es doch nur darum, endlich mal wahrgenommen und GESEHEN zu werden. Also richtig. Das Menschlein in mir. Denn mit 1,80 m war ich als Teenagerin körperlich sehr präsent. Dazu leider auch ungelenkig, babyspeckig, unmodisch gekleidet und sehr hinter dem Mond lebend. Naiv und gutmütig. Nichts, was zu den angesagten Eigenschaften gehörte, die Teenies so haben wollen, um ins Team gewählt zu werden und mitspielen zu dürfen. Intelligenz zählte da nicht. Also träumte ich mich weg vom Mobbing in Rollen, in denen ich den anderen gut hätte mal den Mittelfnger zeigen können. Aber nö:
Theater spielen war dann doch nichts für mich; ich kann mir keine Texte merken. Ähnlich schlecht wie Vokabeln. Für das Erfinden ist mir auf die Schnelle nichts Passendes eingefallen und den Farbkasten hole ich nur selten aus der Schublade. Immerhin bin ich als 19-jährige mitten in Berlin Charlottenburg mal auf einen Modeljob angesprochen worden. Der Witz: Es ging um Motorräder. Kein Witz. Leider hatte ich damals schon ein Kind und null Zeit für so Träume. Bleibt das Schreiben. Das ist genau mein Ding. Ich liebe das. Da bin ich ganz gut und war sogar mal für einen Journalistenpreis einer Apothekerstiftung nominiert. Gewonnen habe andere, aber ich bekam als Dankeschön ein dickes Buch. Immerhin.
Aber Schriftstellerin sein? Ein Buch schreiben? Worüber denn? Bestimmt würde es mir riesigen Spaß machen, eines zu schreiben, aber mir mangelt es gerade sehr an Phantasie für eine erzählenswerte Geschichte. Kurz hatte ich mal darüber nachgedacht, diesen Blog dafür zu verwursteln, aber dann bin ich doch realistisch: Bei Amazon tummeln sich einige Selbstdarsteller wie mich, die ihren Weg ohne Alkohol im Eigenverlag publiziert haben.
Andererseits finde ich es bemerkenswert, dass es so wenig gute Autobiographien zum Thema Alkohol und nüchtern werden gibt. Eine Liste der Gängigsten steht hier:
Reisebegleiter
Viele davon habe ich selbst gelesen; das war mir eine wirklich große Hilfe, als ich merkte, ich komme mit meinem Konsum über die Grenze, aber nicht mehr zurück. Ich habe mich in einigen der Geschichten wieder gefunden: Clare Poley zum Beispiel, weil sie meiner ähnelt.. Andere waren so krass zu lesen und ich dachte erschrocken ‚Glück gehabt, so schlimm war es bei mir nicht!‘ („Blackout…“ / Sarah Hepola). Ich fand die Selbstversuchsbücher befremdlich, weil ich das Aufhören für mich eben nicht als Experiment sehen konnte, sondern als überlebensnotwendig. Und einige Bücher empfinde ich schon beim Anlesen der Probekapitel beim „Blick ins Buch“ über Amazon als langweilig. Der Funke springt nicht über.
Doch ich will nicht ungerecht sein: Vielleicht bin ich nun schon zu lange selbst nüchtern als das ich noch staunend vor den Lebensgeschichten der anderen stehe. Sie waren mir zu Beginn der Reise eine wirklich wichtige Stütze und gaben mir so viel Hoffnung, dass ich es auch schaffen kann. Jetzt bin ich ähnlich weit und weiß, es kann funktionieren. Das Leben ohne Alkohol. Und ohne Ruhm sowieso.
Aber das mit dem Award freut mich trotzdem und ich schau mal, wie ich das geregelt kriege.
In Liebe
Eliza
Liebe Saskia,
wow. Danke für diesen wunderbaren Kommentar und das Feedback. Es ist wie ein erstes und vor allem unerwartetes Geschenk im neuen Jahr. Dass du dich mit mir wohlgefühlt hast auf dem Weg. Und danke für die Fragen. Da ich nicht täglich schreibe, verliert sich manches. Wird vergessen. Zwei kann ich dir sofort beantworten: ja, Gehaltserhöhing hab ich durchgesetzt. Es war mega anstrengend und leider meinerseits mit einem Kompromiss behaftet. Mir fehlte die Kraft für den letzten Kampf. Aber immerhin.
Und ja, die Beziehung besteht noch und auch die Zweifel sind dann und wann mächtig präsent. Ich bin da sehr zerrissen. Aber es ist eben Liebe. Oder trotzdem.
Du bestärkt mich, hier mehr zu schreiben. Wenn Menschen wie du wissen wollen wie es weiter geht.
Sei ganz lieb gegrüßt
Eliza
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Liebe Eliza,
Ich habe deinen Blog jetzt vom ersten bis zum letzten Beitrag gelesen. Sehr gern gelesen oder besser gesagt, so gern gelesen, dass ich so ein Buch mir sofort kaufen würde. Es ist unaufgeregt, ehrlich menschlich. Und du hast Recht es gibt zu wenig Literatur zu diesem Thema in : Frauen und Trinken
Es gibt so viel was ich noch wissen möchte. Was ist mit deinem Antrag auf Gehaltserhöhung geworden, bist du noch in dieser Beziehung? Nehmen dich deine Kinder anders wahr als noch vor einem Jahr?
Danke für das Mitnehmen auf deiner Reise. Ich bin mir im übrigen sicher, dass der dieses Blog sehr schnell wachsende Followerzahlen haben könnte.
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