Guten Morgen, liebe Welt,

Freitag. Fast Wochenende. Gut so. Jeder Tag ist gerade anstrengend. Aber ich bewältige sie, mehr oder weniger gut. Ab und an huscht das schlechte Gewissen durch, nicht genug zu tun im Job, mein Geld nicht wert zu sein, Erwartungen nicht zu erfüllen, Arbeit liegen zu lassen, Dinge nicht zu schaffen. Aber was soll’s: Ich gebe mir Mühe und das muss gerade reichen.

Spannend ist, dass sich gerade gestern wieder eine neue Tür einen Spalt breit geöffnet hat, die lange verschlossen und sogar längst aus meinem Sichtfeld geraten war. Ein unerwartetes Jobangebot, das ich noch vor zweieinhalb Jahren mit Freude angenommen hätte, weil ich diese Arbeit damals so gern tun wollte. Aber jetzt? Ich bin seit über zwei jahren in einer unbefristeten Stelle im Öffentlichen Dienst angestellt mit einem Job, der mich fordert, kreativ sein lässt, anstrengend, aber nie langweilig ist und den ich mit meinen Ideen ausfüllen kann. Zudem: finanzielle Sicherheit, keine Sorge vor Arbeitslosigkeit mehr und recht flexible Arbeitszeiten. 34 Jahre lang habe ich mich mit Minijobs (oftmals zwei bis drei parallel, um über die Runden zu kommen), Honoraraufträgen, in Teilzeit, ohne Job oder in Kindererziehungszeiten, und auch mal selbständig durch das Leben gewurstelt. Mein Rentenkonto sieht entsprechend katastrophal aus. Es wäre waghalsig, meine neu gewonnene FreiZEIT-SICHERheit gegen einen befristeten Vertrag (auch das noch) in der freien Wirtschaft einzutauschen. Also habe ich – trotzdem sehr wehmütig – abgesagt. Jetzt in meinem Job zu bleiben und das womöglich bis zur Rente, ist für mich auch eine Art Ankommen in einem Hafen. Meine Sehnsucht nach Abenteuern und Unbeständigkeiten ist aktuell nicht präsent. Ob sie gestillt ist, weiß ich nicht. Im Leben vor Anker zu gehen, bedeutet ja nicht automatisch, langweilig zu sein.

Wenn ich zurück schaue, sehe ich so viele Stürme, die es zu bewältigen gab, fühle dem hin und her schlingern auf den schwankenden Planken nach, den Sorgen und Ängsten, wohin die Reise führen würde und der Verantwortung für die Mannschaft, die es zu tragen galt. Es stresst, ständig den Kurs wechseln zu müssen, weil sich Klippen oder andere Hindernisse auftun; ich möchte endlich den Kurs halten dürfen und das gern für eine lange Weile. Natürlich weiß ich nicht was noch vor mir liegt, aber ich mag im Moment das ruhige Fahrwasser lieber. Das gibt mir die Gelegenheit, mich mal umzuschauen, Stille zu genießen und besondere Momente, Glück im Augenblick zu spüren oder einfach nur für eine lange Pause. Und um nicht zu trinken.

Habt einen wunderbaren Freitag und bleibt gesund.

In Liebe
Eliza