Guten Morgen. ihr Lieben da draußen,
es hat geschneit und meine Dachfensterscheibe ist mit einer dünnen Schicht Schnee bedeckt. Mein Bett steht direkt unter dieser Schräge und sonst kann ich nach dem Aufwachen gleich mal in den Himmel schauen, aber heute war der Blick versperrt. Voller Vorfreude bin ich aufgesprungen und habe den Fensterspalt weit geöffnet, um nach draußen auf die Straße zu schauen. Aber leider… es ist zu warm und nichts bleibt auf den Wegen liegen. Wie schade. Wie gern wäre ich in meine dicke Jacke und die Stiefel geschlüpft – von mir aus gleich über den Schlafanzug – und hinaus in den Winter gerannt, um die Erste zu sein, deren Fußspuren durch das unberührte Weiß stapfen. Jeder Schritt ein Knirschen und Knacken, wenn die dünne Schneedecke bricht. Ein bisschen wie die berühmte Créme Broulée, wenn der Löffel deren karamellisiertte Zuckerdecke durchsticht.
Es ist Sonntag, aber ausschlafen endet bei mir an den Wochenenden daheim meist zwischen 7 und 8 Uhr. Ich will „Dinge schaffen“, die ich mir freitags auf einem Zettel notiert habe. Zuerst die üblichen Verdächtigen: Wäsche waschen, putzen, kochen, Blumen gießen. Dann die Extras: Sport und Anrufe und Überweisungen. Am Ende das, was ich gern mal machen möchte und darauf hoffe, mir an freien Tagen die Zeit dafür nehmen zu können: zeichnen, schreiben oder irgendwas Tolles von meiner Löffel Liste. (Schon beim Aufschreiben hier muss ich lachen, weil mir der Widersinn in sich schon auffällt. Sagt bitte nix.) Ist klar, dass meistens nur die Punkte der ersten beiden Kategorien abgestrichen werden. Beim Wegstreichen bin ich fanatisch: Ich liebe das „erledigt“-Gefühl. Listen schreiben bin ich von Klein an gewöhnt, ich hab das quasi geerbt. Meine Mutter macht das heute noch. Früher habe ich sogar noch Zeitfenster in allerkleinsten Einheiten daneben notiert und mein Tag war zumindest theoretisch getaktet: eine halbe Stunde für das Frühstück, zehn Minuten auf dem Klo, fünf Minuten Zähne putzen und so weiter. Bis meine Eltern mal einen solchen Tagesplan fanden und sich köstlich darüber amüsierten. Ich glaube, danach hab ich es in dieser extremen Form gelassen. Trotzdem: vom Einkaufszettel bis zum to-do-Zettel notiere ich bis heute alle meine Vorhaben.
Mir gab und gibt das Struktur und ich kann mich besser sortieren. Anderseits waren meine to-do-Listen schon immer überfüllt und selten wirklich in dem möglichen Zeitrahmen zu schaffen. Das hat in meinem jetzigen Job eher zugenommen. Doch mache ich es nicht, geistern alle Aufgaben, die anstehen, als riesiges Chaosknäuel in meinem Kopf umher und lassen mich schlaflos und nervös werden. Raus aus dem Kopf auf einen Zettel und ich kann wieder durchatmen.
Daran muss ich denken, als mir heute morgen Gedanken mache über ein „Projekt“, das in diesem Jahr auf meinem Jahresplan steht. Der Little Mammutmarsch, der im vergangenen Jahr ausgefallen war und auf diesen August verschoben ist. 55 Kilometer durch das Ruhrgebiet wandern. Ich bin noch immer sehr ehrfürchtig, aber möchte noch nicht auf die mögliche kürzere Distanz von 30 Kilometern umschwenken. Und kneifen gilt sowieso nicht.
Wie also plane ich die Vorbereitung? Ich bin nicht ganz größenwahnsinnig oder naiv und laufe dann einfach mal los.
Gestern war ich spazieren, weil sich die Sonne endlich mal blicken ließ und ich frische Luft brauchte. Geplant war eine Runde von höchstens sieben Kilomern in aller Gemütlichkeit. Dann habe ich mich verlaufen; ich bin zu zeitig in einen der vielen Wirtschaftswege eingebogen und glaubte, doch noch in einer Querverbindung auf die eigentliche Rote zurück zufinden. Aber nö. Der Weg wurde immer schmaler und unwegsamer. Plötzlich lief ich durch einen Wald und musste vorsichtige Haken um tiefe wassergefüllte Pfützen und schlammige Furchen schlagen. Immer den Blick nach unten, in Balance, und der Hoffnung, nicht auszurutschen und im Modder zu sitzen. Angst hatte ich keine; und ich hatte das Handy dabei. Das war hilfreich für den Weg nach Hause. So richtig verlaufen hätte ich mich also gar nicht können, aber der Umweg war enorm. Nach über zwei Stunden und zwölf Kilometern war ich wieder daheim.
Unterwegs dachte ich daran, dass das nicht mal ein Viertel der Strecke ist, die ich im Sommer bewältigen möchte. Um die Distanz dann auch in einer absehbaren Zeit zu schaffen, kann ich also nicht einfach gemütlich schlendern. Bei wenigstens fünf Kilometern pro Stunde bräuchte ich generell schon mal mindestens elf Stunden; Pausen kommen extra. Ein Mammutmarsch eben. Zurück zu den Listen: Ich brauche einen Trainingsplan. Macht es Sinn, kann ich das schaffen, zumindest einmal in jedem der kommenden Monate eine längere Strecke zu gehen und mich von Mal zu Mal zu steigern? Eine Challange? Oder artet das wieder in selbstauferlegten Zwang zum Perfektionsmus aus? Muss ich wirklich mal drüber nachdenken.
Jetzt probiere ich mich erstmal an meinem ersten selbstgebackenen Brot aus… Steht auch auf meinem Wochenendzettel…
Habt einen schönen Sonntag und macht doch einfach mal nix. ;o)
Alles Liebe
Eliza
Guten Morgen & gute 24 Stunden dir,
lieben Gruß, Reiner
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