Hallo in die Runde,

da bin ich schon wieder, ich hab‘ wohl Quasselflash…

Das Thema Kontrolle von heute morgen treibt mich noch immer um. Vorgestern hatte ich über Challanges nachgedacht. Beides passt doch theoretisch wunderbar zusammen. Für eine Perfektionista mit einer Kontrollverlustphobie wie mir sollten doch Herausforderungen jeder Art eine wunderbare Gelegenheit sein, sich mit mir selbst zu messen und ganz nebenbei auch noch was Tolles zu erreichen. Oder nicht? Da geistern so viele verlockende Angebote durchs Netz und die Medien: 40 Tage zuckerfrei, einen Monat vegan leben, Bikini-Figur in acht Wochen, in sechs Monaten zum Marathoni oder ganz simple wie ‚jeden Abend vor dem zu-Bett-gehen drei positive Dinge aufschreiben, die der Tag mitgebracht hat‘.

Diesen Blog hier gibt es bereits seit drei Jahren. Anfang 2018 hatte ich eine noch wirklich miese Zeit und wollte unbedingt etwas daran ändern. Mich verändern. Die Idee war, mich ein Jahr lang jeden Monat in zwölf verschiedenen Challanges zu probieren und darüber zu schreiben. So entstand der Blog-Titel „nach Hause finden“, weil das war mein Wunsch: in meine Mitte zu gelangen, meinen inneren Hafen zu finden und da zur Ruhe zu kommen. Ich war äußerlich träge und innerlich getrieben, aufgeschwemmt von zu viel Fast Food und zu viel Alkohol und mit all dem furchtbar unzufrieden.
Ich habe keine Erinnerung mehr daran, welche zwölf Sachen ich ausprobieren wollte: unbedingt aber den jeweils vierwöchigen Verzicht auf Zucker, Alkohol, Fleisch, (ich glaube) Fernsehen… mehr fällt mir nicht mehr ein. Anfangen habe ich am 1. März 2018. Ratet, womit. Klar. Das Fazit nach einem halben Monat habe ich hier noch im Archiv gefunden:

Natürlich bin ich heute morgen wieder verkatert und hochgradig deprimiert durch die Zeit geschlichen: Übelkeit, Erinnerungsfetzen, Schamgefühle, schlechtes Gewissen und eine Tränenflut im Auto auf der Fahrt ins Büro. ‚War doch nur eine Flasche Wein!‘, könnte man sagen, aber für mich hängt schon beinahe mein Leben daran. Weil ich ja nicht mehr trinken will. Weil es mich vergiftet und mir emotional schadet. Da ist jeder Schluck zu viel. Außerdem bemerke ich, dass sich die Rückfall-Abstände schon wieder verkürzen: neun Tage trocken, Rückfall, sieben Tage ohne, Rückfall, fünf Tage, Rückfall. Ich befürchte eine rasante Abwärtsspirale in den kommenden Tagen. Zum Glück ist mir eine Info zum Forum des Selbsthilfeprogramms für Alkoholsüchtige ins Mail-Postfach geflattert und ich habe nach Wochen mal wieder einen Blick hinein geworfen. Und da ist mir ein paar (sinngemäße) Sätze aufgefallen: „… zu probieren, ob mein Leben am Alkohol hängt und was passiert, wenn mal sechs Wochen darauf verzichte… sind doch nur sechs Wochen, der Anfang ist schwer, danach ist es ein Selbstläufer und du kannst schauen, was du dann machst…“
Ich selbst war dort im Januar erstmalig angemeldet, habe die 42 Tage ohne Alkohol aber nicht geschafft. Zu Beginn 19 Tage ohne durchgehalten, allerdings mit extremem Verlangen, und dann stückweise nachgelassen.
Nun denke ich, es noch einmal zu probieren und parallel zum Blog laufen zu lassen. Passt ja auch gut von der Zeit: 22.03. – 02.05. Im April will ich ja die zuckerfreie Zeit angehen, da soll ja auch kein Alkohol.
Mich deprimiert, wie abhängig ich von dem ganzen Scheiß bin.

Ich bin die Meisterin der unvollendeten Challanges. Oder nein, nicht ganz. Ich schwächel im Recall. Alan Carr zum Beispiel hat mich mit seinem Buch „Endlich Nichtraucher“ beim ersten Mal überzeugen können. Ich habe mich an das Programm gehalten und es eine Weile ohne Nikotin geschafft. Nicht lange, aber immerhin. Ein zweites Mal funktionierte die – Was auch immer – Motivation null. Ich habe 2016 an einem Ernährungskurs teilgenommen. Vier Wochen zuckerfrei. Das habe ich geschafft und fühlte mich unglaublich fit. Selbst Alkohol war in der Zeit kein Thema, weil ja zuckerhaltig, aber er hat mir nicht gefehlt. Ich wollte den Kurs drei Jahre später ein zweites Mal mitmachen. Fehlanzeige: Ich kannte die Inhalte und war nicht mehr zu begeistern. Der Wow-Effekt hat gefehlt. Alkoholverzicht via 42-Tage-Challange in einem Selbsthilfeforum: Bis gerade mal zum 19. Tag habe ich mich nüchtern quälen können. Im nächsten Versuch bin ich noch kläglicher gescheitert.

Ich scheitere bei solchen Vorhaben entweder gleich am ersten, spätestens aber am vierten Tag. Entweder verpufft meine überbordernde Motivation schon am Start in einem Ausredesatz „Ach nee, heute nicht, weil…“ oder löst sich nach vier Tagen in einem „Wozu der Scheiß?“- Kopfgeschüttel und Schultergezucke auf. Da isses wieder, das „du musst (so und so viele Tage schaffen) und „du darfst nicht/keine (was auch immer haben)“. Zack, Blockade.

Das erinnert mich an meine Idee, mich auf meinen MammutMarsch vorbereiten zu wollen: Macht es Sinn, mir da eine Challange (jeden Monat eine längere Strecke zu laufen und das zu steigern) zu stricken, die mich zwar trainieren und mir nützen soll, aber mich womöglich innerlich mehr stresst?

Ich habe riesig Lust auf verrückte Herausforderungen und dazu viele Ideen, aber ich kenne mich und weiß, dass ich selten eine beende und mich deshalb dann auch noch unwohl fühle. Wo ist der Trick? Vielleicht in der Gelassenheit, eine Challange nicht als verbissenen Wettkampf sondern als großen Spaß zu betrachten? Nicht zu messen, sondern zu spielen. Weil, letzendlich, habe ich die wirklich großen Herausforderungen schon super gemeistert. Alles andere wäre doch so gesehen nur noch vergnüglich.

Ihr werdet es erfahren.

Alles Liebe und schlaft schön
Eliza

PS. Passend zum Thema: Man solle das Homeoffice doch auch einfach mal genießen, rät ein Artikel in der Tageszeitung heute. Das probiere ich mal.