Ihr Lieben,

passend zum Valentinstag möchte ich ein bisschen über die Liebe plaudern. Und die Demut. Beides ist mir an diesem Wochenende begegnet.

Auf Amazon Prime schaue ich gerade die Mini-Serie „Soulmates“ – Seelenverwandte – mit sechs Folgen. Es ist ein interessanter Gedanke: Im Jahr 2030 kann anhand eines Testes für jeden Menschen der passende Seelenverwandte gefunden werden. Natürlich müssen beide (die jeweils irgendwo auf dieser Welt leben könnten) den Test auch gemacht haben, um dann registriert zu sein und ein Match zu ergeben. In sechs Geschichten werden sechs Szenarien durchgespielt, die nun durchaus denkbar wäre. Konsequenzen für bestehende und zukünftige Beziehungen zwischen zwei Menschen. Ehen werden trotz aller Harmonie aufgegeben, Kinder verlassen, Jobs hingeschmissen, Kontinente gewechselt…, weil es (manchmal plötzlich) einen Seelenverwandten gibt, der die Erfüllung aller zwischenmenschlichen Wünsche zu versprechen und es sich zu lohnen scheint, dafür alles Vorherige hinter sich zu lassen.
In der ersten Folge grübelt eine -bis dahin glückliche Frau- lange darüber nach, ob sie im Leben etwas verpasst, wenn sie nicht weiß, ob und wo es einen Seelenverwandten für sie gibt. Sie zweifelt an der Liebe zu ihrem Mann und stellt alles in Frage und möchte Gewissheit haben. Doch mitten im Test erinnert sie sich an das, wass sie und ihren Mann wirklich verbindet und erkennt, wohin sie gehören möchte. Sie bricht den Test vor dem Ergebnis ab. Das hat mich nachhaltig beschäftigt.

An diesem Wochenende war ich bei meinem Freund. Wir sehen uns auf Grund der Entfernung nur alle 14 Tage. Manchmal fühle ich mich ein wenig wie die Frau in Folge eins.
Aber: An diesem Wochenende habe ich uns bewusster wahr genommen. Wie mein Freund sich um mich sorgt und mich berührt und anrührt und ich mich bei ihm fühle. Gut. Wohl. Geborgen. Geliebt. Sicher.
Wir liegen eng umschlungen auf dem Sofa und schauen einen Film. Er schläft ein und schnarcht ganz leise. Ich schaue ihn an und fühle auf einmal so viel Liebe für ihn in mir. Nachts wache ich auf und erzähle ihm meine wilden Träume, die immer so real und intensiv sind, und er lacht mit mir darüber, zieht mich in seine Arme und streichelt sacht mein Gesicht. Es fühlt sich so richtig an. Er bringt mir am Morgen Kaffee mit extra viel Milchschaum ans Bett und lässt mich lange schlafen, kauft mir meinen Lieblingskäse und lässt mir Badewasser ein. Nicht, weil heute Valentinstag ist, sondern immer, wenn ich bei ihm bin. Ist er bei mir, umsorge ich ihn mit all den Kleinigkeiten, die er mag. Es ist schön, ich mach es gern.

Und dann denke ich an die Serie. Mag sein, dass mein Freund und ich keine Seelenverwandten sind. Nicht mal annähernd. Bestimmt gäbe es irgendwo auf der Welt einen Mann, der meine Interessen mehr mit mir teilen würde, mit mir tanzen, ins Kino oder zu Geburtstagsfeiern von Freunden gehen, mit mir über Bücher, Filme und Kunst diskutieren, meine Familie hofieren und sich darin einfühlen würde und was auch immer ich jetzt bei meinem Freund zu vermissen meine.
Aber an Tagen wie diesen, wenn wir zusammen sind und ich ihn um mich habe, stellt sich mir die Frage nach dem Sinn dieser Beziehung nicht. (Die Zweifel kommen immer erst mit der Distanz.) Dann zählt nur das: Es geht mir gut bei ihm und ich liebe und werde geliebt. Das erfüllt mich zeitweise mit so großer Dankbarkeit und ja, auch mit Demut. Denn das ist – besonders in diesen Zeiten – nicht alltäglich.

Unabhängig davon habe ich das Gefühl, mich langsam zwar, aber dennoch Stück für Stück dem anzunähern was ich sein möchte. Geerdet und zentriert. Wie ein Puzzle aus 5.000 oder mehr Teilen, das zusammengefügt wird. Zuerst der Rahmen, dann die markanten Flächen, von außen nach innen, und mit viel Geduld bis das letzte Teilchen das Bild als Ganzes verbindet. Ich werde zusammengefügt und erwachsen. Das dauert halt. Ich bin mir sicher, dass das die Abstinenz bewirkt.

Ich hatte einige kaputte und toxische Beziehungen, die mich in die Flucht getrieben haben, in Verlustängste und Misstrauen. Das erste Mal seit gefühlten Ewigkeiten spüre ich nun so etwas wie Sicherheit und Vertrauen, obwohl wir nicht über Zukunft reden, selten über unsere Vergangenheiten und keine Pläne schmieden. Wir sind nur im Hier und Jetzt. Vielleicht ist das genau das, was mir gut tut? Ein bisschen wie das Mantra der AA: immer für 24 Stunden. Und morgen ist ein neuer Tag.

Alles Liebe für heute
Eliza