Guten Morgen, ihr Lieben,
gestern Abend habe ich fett gesündigt und ohne Nachzudenken (und leider auch ohne Genuss) reichlich Schokolade in mich hinengestopft. Danach war mir schlecht. Bereits während des Kauens war mir sowas von bewusst, dass mein Verhalten einfach nur blödsinnig ist. Aufhören ging nur mit Müh‘ und Not. Schlimmstenfalls hätte ich sonst wohl 250 Gramm gute Schokolade in einem Rutsch vertilgt. Großes Drama! Es war wie beim ersten Schluck Alkohol: Das erste Stück Schokolade, ein Biss vom Osterhasenohr, hat den Fressanfall ausgelöst. Gepaart mit sofortiger Reue und großen Versprechen: Heute dann nur Gemüse und sonstig schmale Kost.
Es ist wie verhext. Das Suchtverhalten läuft immer in gleichen Mustern ab und lässt sich nicht abschütteln. Ständig dieses ganz-oder-gar nicht. Ich wäre so gern maßvoll und kontrolliert, was das angeht.
Aber nein: Ich faste sieben Tage und nehme mir für die Zunkunft eine vernünftige Ernährung vor. Aber das hält nur eine kurze Zeit vor, dann verliere ich mich in den alten Mustern.
Andererseits ist es ja „nur“ Schokolade, könnte man meinen. Das bringt maximal ein paar Pfund Speck auf die Hüften, aber keine körperliche Bedrohung wie andere Drogen und Substanzen; allen voran bei mir der Alkohol. Zum Ausgleich wieder mal bisschen fasten irgendwann und alles könnte gut sein… Doch darum geht es nicht; diese Denke hilft mir höchstens, nicht komplett depressiv zu werden. Denn das war heute Morgen mein Thema: Ich bin trotz Urlaub immer früh wach, aber heute mit plötzlich vielen Tränen und negativen Gedanken. Das kann ich nicht steuern. Ich denke, es hängt alles miteinander zusammen. Meine unkontrollierbaren Suchtattacken (wobei auch immer) als Auslöser für temporäre Selbsthassgedanken.
Immer wieder drehen sich meine Gedanken um das Eine: Wie kann ich aus dieser Spirale ausbrechen? Welche Skills würden helfen, den Kreislauf zu unterbrechen. Bin ich dazu verdammt, es nie ganz im Griff zu haben? Kann ich Maßhalten lernen? Oder droht immer der Kontrollverlust?
Auch wenn es nur Schokolade war und ich nicht alles aufgegessen habe. Das wäre nämlich die Steigerung des Ganzen gewesen: der Gedanke „Jetzt ist es doch eh egal!“ Das lauert aber händereibend im Hintergrund. Denn es liegt noch jede Menge Osterzeugs hier rum, unter anderem ja nun auch die angebrochene Tafel. Was wird heute Abend sein? Oder morgen? Wie lange halte ich mich an meine Vorgabe, erst einmal keine Süßigkeiten mehr zu essen?
Das ist tatsächlich ähnlich einem Trinkrückfall: Die Gedanken kreisen um das, was im Haus ist und irgendwann werden alle Vorsätze (Heute nicht!) weggewischt und/oder wieder auf den nächsten Tag verschoben. Und täglich grüßt das Murmeltier!
Aber „nur“ Schokolade ist wie „nur ein Gläschen Wein“. Es schadet der Psyche.
Früher habe ich oft rumgeflachst wie ich sein möchte, wenn ich alt bin: gnadenlos ehrlich und unvernünftig maßlos.
Seit meiner Pubertät bin ich von außen darauf getrimmt, schlank sein zu müssen. Das bedeutet stetige Esskontrolle, Schranken im Kopf, Sport zum Ausgleich und viel Verzicht, denn ich liebe eben Zucker und nehme quasi schon vom Hingucken zu. Ich habe aus Vernunft vor zehn Jahren mit dem Rauchen aufgehört, obwohl ich wahnsinnig gern geraucht habe. Ich habe einen Partner, der keine dicken Frauen mag, und also achte ich doppelt auf meine Figur. Ich bin über 50 und das macht alles nun noch anstrengender. Aber ganz ehrlich? Ich hab da oft keine Lust mehr drauf. Nur der Kopf lässt mich nicht einfach drauf los leben.
Darum denke ich manchmal darüber nach, wie ich im Alter leben möchte. Ich will keine 100 Jahre alt werden und dass niemand vor diversen Gebrechen gefeit ist, ist mir auch klar. Ich stelle mir also vor, wie es wäre, dann wieder genussvoll ab und an eine Zigarette zu rauchen, am Abend meinen Rotwein zu trinken und ohne Reue alle meine Lieblingskuchen zu essen, ohne mich bei all dem zu grämen und zu schämen.
Was würde ich tatsächlich tun, wenn ich nur noch begrenzte Zeit zu leben hätte und das auch wüsste? Würde ich wirklich so unbedingt über die Stränge schlagen wie ich es mir gerade erträume?
Wie würden wir, wie würdet ihr alle handeln, wenn unsere Gedanken „Es ist jetzt alles egal, unsere Tage sind gezählt“ wären?
Ach, ich bin heute sehr in Endzeitstimmung, scheint es. Schokolade soll helfen, Glückshormane freizusetzen, heißt es… Verflixt.
Alles Liebe
Eliza
Wenn meine Tage gezählt wären, würde ich mir Zigaretten kaufen (ich habe vor 5 Jahren aufgehört), danach ein paar Leute umbringen und dann meine Ersparnisse zusammenkratzen, um mit meinen Lieben ans Meer ziehen, bis es so weit ist. 😉
Da ich aber wohl noch eine Weile leben werde, fange ich nicht wieder an zu rauchen und verzichte auch sonst auf jeden Genuss, der es nicht wert ist. Ich konzentriere mich auf das, was zu genießen sich lohnt, und da gibt es schon das eine oder andere, was das Leben lebenswert macht.
Lieber Gruß!
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Die Summe aller Süchte bleibt stets gleich 🙂
Gezählte Tag – Hmm. Es gibt mehr zu verlieren als nur die letzten Tage: Mich selbst. Das ist auch im Angesicht des Todes ein Ding, weil, wiederkommen müssen wir alle. Was jetzt nicht geschnallt wird, kommt später in veränderter Form noch einmal auf den Tisch. Glaube ich.
Liebe Grüße & gute 24 Stunden!
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